Anfänge der Telekommunikation

Anfänge der Telekommunikation

Die Anfänge der Telekommunikation wurzeln in einem Wettkampf der Erfinder. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts arbeiteten mehrere Tüftler an einem Gerät, dass die Stimme über Distanz übertragen sollte. Die viele Konkurrenz machte Druck beim Rennen um das Patent. Dabei wurde mitunter geklaut, betrogen und unfair gespielt. Wir präsentieren die Mitspieler rund um die Anfänge des Telefons.

1861

Der Physiklehrer Johann Philipp Reis präsentiert dem Physikalischen Verein in Frankfurt am Main seine neuste Erfindung: das Telephon (griechisch tele = fern, phonae = Stimme). Es konnte Sprache mithilfe elektrischen Stromes in die Ferne übertragen. Die Ideen dazu nahm er aus seinem Unterricht, wo er eine Ohrmuschel nachbaute. Doch die Tonübertragung schwankte noch stark, was die Begeisterung seiner Kollegen eindämmte.

Bis 1863 verbesserte Reis seinen Apparat und verkauft einige Exemplare für wissenschaftliche Demonstrations-Zwecke. Den weiteren Verlauf des Telefons kann Reis nicht mehr mit verfolgen. 1874 stirbt er an Tuberkulose.

Portrait von Johann Philipp Reis
Johann Philipp Reis

1862

Der schottische Taubstummenlehrer Alexander Graham Bell besorgt sich ein Reis-Telefon und fängt an, daran herum zu tüfteln.

Bell wurde in eine Gelehrtenfamilie geboren. Wie er, beschäftigten sich bereits sein Vater und Grossvater mit der Erforschung des Schalls. Neben seinem Engagement für Taubstumme fokussierte Bell sich auf die Akustik und Sprechtechnik.

1873 zog Bell nach Boston um an der dortigen Universität als Professor für Sprechtechnik und Physiologie der Stimme zu lehren. 1882 erhielt er die US-Staatsbürgerschaft.

Portrait von Alexander Graham Bell
Alexander Graham Bell

1871

Auch der Italiener Antonio Meucci ist auf die Idee einer Fern-Stimmübertragung gekommen. 1871 stellt er für sein Telettrofono einen Patentantrag, der jedoch über zwei Jahre nicht erteilt wurde und danach erlosch. Daraufhin reicht Meucci seine Unterlagen bei der American District Telegraph Co. ein, um seine Erfindung an deren Telegraphen zu testen.

 

Portrait von Antonio Meucci
Antonio Meucci

1874

Meucci fordert seine Geräte und Unterlagen zurück, worauf man ihm mitteilt, man habe sie verloren. Inzwischen arbeitet Alexander Bell bei der American District Telegraph Co. an Meuccis Modellen weiter für "seine" Version des Telefons.

Zu jener Zeit werkeln verschiedene Tüftler gleichzeitig an Entwürfen für das erste brauchbare Telefon. Weltweit entbrennt ein Wettkampf um das Patent.

1876

Am 14. Februar 1876 reicht Bell seinen Telefonapparat zum Patent ein, obwohl dieser noch nicht funktionierte. Damit war er zwei Stunden schneller als der Amerikaner Elisha Gray. Im Gegensatz zu Bells Modell, bewährte sich Grays Telefon jedoch auch in der Praxis und nicht bloss auf Papier.

Bells Patent wird am 7. März 1876 bewilligt. Viele Kritiker bezweifeln stark, dass das Patentverfahren fair verlief. Nach der Bewilligung baute Bell seinen Prototypen so um, wie es Gray in seinem Patentertrag beschrieben hatte, woraufhin Bells Apperat nun auch funktionierte. Es folgten Einsprüche und juristische Verfahren von Gray gegen Bell, doch ohne grossen Erfolg: das Patent für das Telefon blieb in Bells Händen.

 

Auszug aus Bells bewilligtem Patent von 1876
Auszug aus Bells bewilligtem Patent von 1876

1889

Antonio Meucci versuchte ebenfalls jahrelang das Patent oder finanzielle Entschädigung von Bell zu erhalten - ohne Erfolg. Antonio Meucci stirbt 1889 in New York als verarmter Mann.

Bell wird heute fälschlicherweise oft als alleiniger Erfinder des Telefons genannt. Tatsächlich nahm er die Ideen und Versuche seiner Vorgänger und Mitbewerber (Reis, Meucci, Gray) auf und entwickelte deren Modelle weiter. Bell verhalf dem Telefon zu dessen Marktreife und konnte als erster Kapital aus der Erfindung schlagen.

1892 führt Bell das zeremonielle, erste Ferngespräch von New York nach Chicago
1892 führt Bell das zeremonielle, erste Ferngespräch von New York nach Chicago

2002

Erst 113 Jahre nach Antonio Meuccis Tod, würdigte ihn das Repräsentantenhaus des amerikanischen Kongresses der Vereinigten Staaten für sein Werk rund um die Entwicklung des Telefons in einer Resolution.

Ob lang erwartetes Happy End oder viel zu spät, eins ist sicher. Wir verdanken den Stand unserer Telekommunikation einer ganzen Reihe an Pionieren. Eine Erkenntniss führte zur Nächsten und entwickelte das Telefon weiter. Von Johann Philipp Reis bis zu Steve Jobs. Wer weiss, wie wir in 100 Jahren telefonieren.